Brotherhood – Ein Gespräch zwischen Brüdern
Gedanken über nachwachsende Menschen, über Anfang und Ende. Eingebettet zwischen Abendbrot, Eifersucht und Dusche. Ein Gespräch zwischen Brüdern an einem Mittwochabend.
schreibend begleiten von Anfang an
Gedanken über nachwachsende Menschen, über Anfang und Ende. Eingebettet zwischen Abendbrot, Eifersucht und Dusche. Ein Gespräch zwischen Brüdern an einem Mittwochabend.
„Mama, hört das nie wieder auf? Geht Corona nie wieder weg?“ Deine Augen sind so groß und angstvoll, als Du mir zum ersten Mal nach zwei Jahren Pandemie diese Frage stellst. Zwei Jahre, die Dein halbes Leben sind. Du bist gerade alt genug, um Dich an die Zeit davor noch erinnern zu können.
Homeoffice – anfangs klang es harmlos und irgendwie bequem. Bald zirkulierten lustige Fotos in unseren privaten Chats von Zoommeetings, in denen wir oben ganz schick und ab dem Bauchnabel im Pyjama vor dem Bildschirm saßen. Ein anderes Mal ärgerte ich mich über ein manövrierunfähiges Display, weil ich bei ausgeschalteter Kamera noch schnell unter die Dusche springen wollte. Das Touchpad reagierte verwirrt auf die Wassertropfen oder die Fettspritzer, wenn ich nebenbei für Dich das Mittagessen kochte.
Wir erschöpfen uns im Alltag und überbieten uns mit Erzählungen davon, was wir alles zu tragen haben. Was wir ertragen und auf uns nehmen mit den Kindern und lachen über Sprüche wie „Am Ende der Nerven sind noch so viele …“
„Liebes Kind, wie klängen diese Worte in Deine Richtung gesprochen?“
Wohin führt dieser Weg? Was liegt hinter diesem Berg? Was passiert, wenn ich einfach losgehe und nachsehe?
Neugier ist wahrscheinlich unser größter Antrieb. Als Kinder erkunden wir unser Umfeld, erkennen, dass die Welt größer ist als wir selbst und wollen alles entdecken. Irgendwann stoßen wir dann an unsere Grenzen, machen erste Grenzerfahrungen. Sei es die Erfahrung, dass der Weg zu weit ist, als dass die Beine uns alleine bis nach Hause tragen könnten oder die Erkenntnis, dass bestimmte Flächen nicht ungefragt betreten werden sollten, weil sie zum Besitz eines*r anderen gehören oder einen bestimmten Zweck erfüllen, so wie unsere eingezäunten Viehweiden. Zu diesen kehre ich heute zurück und beschreibe ein Erlebnis, das symbolisch für meine erste bewusste Grenzüberschreitung steht.
Es gab keine Handys, keine Möglichkeit zu schauen, was wir den Nachmittag über machten. Die Größeren passten auf die Kleineren auf und zum Abendessen waren wir zurück, den Kopf voller Abenteuer und Stolz und mit der ein oder anderen Schramme am Bein.
Ein Dialog mit meinem Sohn:
Mutter: Du hast ja ganz kalte Hände.
Kind: Ja, ich habe auch gefroren
Mutter: Warum hast Du denn nichts gesagt?
Kind: Du hast gesagt, dass die Handschuhe warm sind.
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